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„Seitengangsalat“ / Seitengänge erklärt + Trainingsideen

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„Seitengang-Salat“
 
Ein gut ausgebildetes Pferd hat einen beweglichen, geschmeidigen Rücken der problemlos den Reiter tragen kann.

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Der Pferderücken ist positiv gespannt, dabei aber wenn gut geritten unverkrampft.

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Seitengänge und eben die seitliche Biegung helfen den Pferderücken beweglich zu halten. Wenn die Pferde seitlich beweglich sind, dann sind die auch in der Länge verkürzbar.

Bedeutet: die Hinterhand kommt drunter, der Rücken wölbt sich auf, das Pferd kommt zum schwingen und dadurch der Reiter zum Sitzen.

Jeder der sein Pferd unter dem ganzheitlichen Aspekt sieht und auch möchte dass es physisch gesund bleibt sollte richtig gymnastizieren beim Reiten.

Ganzheitlich bedeutet: physisch und psychisch – also Körper und „Kopf“

Damit auch die Psyche gesund bleibt und das Pferd nicht „innerlich tot“ ist, muss der Pferdebesitzer dafür sorgen dass die Haltung individuell stimmt und dass der Reiter fein reitet und eben stetig an sich selbst und seinem Sitz arbeitet.

Ein eng machen, ein ungerecht behandeln aus eigenem Unwissen
(Wo das Wissen endet – beginnt die Gewalt),
zurückziehen mit der Hand oder einrollen des Pferdehalses (Genick) führt zu gebrochenen Pferden die dann auch noch in jungen Jahren hohe Verschleißerscheinungen haben durch die „falsche“ Reiterei.

Wer sein Pferd nicht als Sportgerät sieht, sondern als Freund und Teampartner der sollte sich Zeit lassen und mit Ruhe und ohne Gewalt arbeiten mit dem Pferd.

Wichtig:
In allen Seitengängen ist die VORHAND der HINTERHAND stets etwas voraus!

Bitte sucht euch einen guten Reitlehrer der das mit euch erarbeitet – Fehler schleichen sich sonst ein – die sind dann schwer wieder auszubügeln. Der Sitz ist das A und O…
Dieser Blog ist die Theorie die es im Vorfeld zu verstehen gilt – oder zumindest schadet das nicht.

Wie immer versuche ich möglichst einfach zu erklären damit es auch verstanden wird. Die Zeichnungen sind natürlich nicht ganz perfekt… 🙂
Manchmal denke ich es ist zu einfach erklärt, aber es ist doch so dass genau das die meisten Freizeitreiter in der Praxis beschäftigt und dass sich viele nicht nachfragen trauen…

Das nur kurz Vorneweg…

Damit der Blogartikel und die Übungsideen Sinn machen, erkläre ich noch kurz die Unterschiede Schenkelweichen, Renvers/Travers – Schulterherein/Kruppherein + Konterstellung.
Gut wäre wenn ihr vorher:
Resümee Kurs Dr. Stodulka lesen würdet.

Begriffserklärungen:

Seitengang:
ein „schräg“ reiten in Vorwärts-Seitwärts- Bewegung in gleichmäßiger Stellung und Biegung.
Das Pferd befindet sich auf 3 oder 4 Hufschlaglinien (Hufschlagspuren).
Der TAKT bleibt auch hier erhalten – der Rhythmus – der Bewegungsfluss -> fließend!
Der Vorwärtsfluss muss erhalten bleiben – aber das bedeutet nicht das Pferd zu übereilen…

Stellung:
man sieht leicht das innere Auge – „hinten bleibt gerade“
Biegung:
Pferd ist in eine Richtung gebogen – vom Kopf bis zum Schweif.

Schenkelweichen:
eigentlich kein Seitengang als Lektion gesehen.

Das Pferd geht seitwärts mit einer Abstellung zur Bande von 45 °.

Vorwärts , seitwärts ohne Biegung – nur mit leichter Stellung.

image-56(Bild:Schenkelweichen – Bei dem Pferd ganz links ist rechts die Bande – die Abstellung ist etwas zuviel)

Schenkelweichen und auch die
Vorhandwendung und Hinterhandwendung eignen sich im Schritt super zum aufwärmen und dann eben Schulterherein.

Auf die Lektionen Vorhandwendung und Hinterhandwendung vergesse ich persönlich ja gerne… sind aber absolut tolle Übungen !!!

Am Bild seht ihr wie man die Übung zum Beispiel aus einem Zirkel verkleinern erarbeiten kann.

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Wichtig bei der Schrittpirouette:
mit dem inneren Reiterbein biegen und VORWÄRTS treiben damit das Pferd hinten auch übertreten kann
(also man sagt „einen kleinen Kreis beschreibt mit den Hinterbeinen“) – wenn ihr das nicht macht, bleiben die Pferde hinten stehen.
Anfangs kann man die Schrittpirouette oder Hinterhandwendung in einem größeren Bogen reiten.
Später dann mit gut gerittenen Pferden auch im Trab und Galopp.

Schulterherein:
Das Pferd ist gegen die Bewegungsrichtung gestellt und gebogen die Vorhand ist auf der 2 und 3 Hufschlaglinie (Spur).

Die Beweglichkeit der Schulter wird durch das seitliche übertreten gefördert und die HH wird gekräftigt.
Das innere Hinterbein wird stärker belastet.
Das bedeutet auf der linken Hand wird das linke Hinterbein mehr gekräftigt und auf der rechten das rechte HB.

Schulterherein ist die Steigerung von Schulter vor – einfach ein bisschen mehr nach innen geritten. Die Vorhand geht vorwärts und leicht seitwärts – die Hinterhand geradeaus!

Wichtig: Die HH geht geradeaus – tritt also nicht über. Wenn ihr die Übung am Zirkel reitet, dann bleibt die Hinterhand in der Zirkelspur. Also es ist wichtig außen zu begrenzen und innen Vorwärts – Seitwärts zu treiben.
Bitte darauf achten beim Stellen nicht RÜCKWÄRTS einzuwirken mit der Innenhand.
Vorwärts – seitwärts treibende Hilfen und das Becken vom Reiter bleibt gerade.

Schulterherein ist total wichtig für jedes Pferd!
Schon alleine um geradeaus reiten zu können. Ihr kennt das bestimmt, im Galopp meist sehr deutlich zu sehen das die Hinterhand nach innen Richtung zweiter Hufschlag kommt und die Pferde quasi „schief“ galoppieren. Im Galopp reitet man daher immer leicht Schulterherein damit das Pferd geradeaus galoppiert.

Konterlektion:
Jeder Seitengang hat einen Konterseitengang – das bedeutet zum Beispiel auf der linken Hand – ein nach rechts gebogenes Schulterherein. Die Kruppe ist Richtung Mittellinie – der Kopf Richtung Bande nach rechts gestellt.

Konterschulterherein:
wie oben beschrieben nur dass der Kopf vom Pferd Richtung Bande ist (also nicht Richtung Bahnmitte) – Biegung allerdings wie im Schulterherein.

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Tipp zum auseinanderhalten beim Reiten:
Also beim normalen Schulterherein ist das innere Reiterbein das biegende
(das äußere Reiterbein liegt leicht verwahrend damit die Hinterhand geradeaus geht und nicht schräg wegdriftet – der Außenzügel muss natürlich auch dran sein)
und beim Konterschulterherein quasi das äußere Reiterbein (das wird dann zum inneren Bein – so wie beim Kontergalopp – im Prinzip muss man sich nur vorstellen auf der anderen Hand zu galoppieren… also auf der linken Hand einen Kontergalopp reiten – bedeutet an RECHTS angaloppieren denken und eben vorstellen man reitet auf der rechten Hand… also ich mache das immer so … man reitet ja im Prinzip auf der anderen Hand im Kontergalopp – also ist natürlich die Hilfengebung so wie im richtigen Galopp – nur eben auf der „falschen“ Hand –
Alles komplett Unklar, jetzt 😉 ?  )

Häufige Fehler im Schulterherein:
·      zu viel Abstellung
·      keine Längsbiegung
·      verwerfen im Genick
·      keine Rippenbiegung
·      Hinterhand kreuzt auch
·      Keine Stellung

Travers:

Fördert wie alle Seitengänge die Hankenbeugung, die Beweglichkeit des Pferderückens, die Mobilität von Schulter – und Hüftgelenk und das zentrieren in die Mitte.

Das Pferd geht in die Richtung in die es gestellt und gebogen ist.
An der Bande geritten ist  die Hinterhand INNEN (also fast wie beim Kruppeherein) und das Pferd ist GEBOGEN in der gleichen Richtung in die es geht und schaut.

Jedes Bein ist sichtbar wenn man von vorne schaut bei der Traversale– bedeutet: auf 4 Hufschlaglinien geritten.
Beim Travers / Kruppeherein wären es nur 3 Hufschlaglinien – dadurch weniger Biegung und Stellung.

Reiten: der äußere Schenkel ist leicht verwahrend und treibt seitwärts – gebogen wird um den inneren Schenkel – außen treibt mehr weil sonst das Innenbein die Wirkung von außen aufheben würde – der äußere Zügel muss dran bleiben um die Biegung zu kontrollierend um ein verwerfen zu verhindern- der innere Zügel stellt ohne dabei rückwärts einzuwirken.
Tipp: nicht nur das äußere Reiterbein aus/ab dem Knie zurücklegen – sondern oben aus der Hüfte
(Übung: das Bein wegstrecken und dabei etwas nach hinten nehmen und dann erst wieder an das Pferd legen – dann merkt ihr den Unterschied vom Sitz her).
Tipp 2: immer vorne an der Bande einen Punkt suchen den ihr gerade ansehen könnt – damit verhindert ihr ein drehen im Becken- und Schulterbereich (vom Reiter natürlich)

Bevor ihr mit der Lektion Travers beginnt, muss das Schulterherein sitzen!
Jedem Travers geht ein Schulterherein voraus!

Bedeutet dann bei der Traversale:
Man reitet zuerst Schulterherein und beginnt dann die Kruppe seitlich mitzuverschieben zum Travers.
Die Vorhand geht immer VORAUS.
Ähnlich wie das einleiten einer Volte – ihr könnt euch da vorstellen wenn ihr aus der Mitte kommt , dass ihr da eine Volte beginnen möchtet – dann seid ihr fast im Schulterherein und dann eben die Traversale reiten.

Unterschied Travers und Traversale:
Travers: Vorhand geht vorwärts und die Hinterhand vorwärts-seitwärts.
Traversale: Vorhand geht vorwärts-seitwärts und die Hinterhand geht auch vorwärts-seitwärts.

Übungsidee:

doppelte halbe Traversale:
zB.: bei F Traversale einleiten bis X – umstellen und Rechtstraversale zu M

Zickzack Traversale:
siehe Bild oben. Wichtig ist immer beim umstellen geradezurichten und dann erst wieder mit Schulterherein einleiten – Vorhand voraus.
Also aus der Mitte kommend – die Biegung/Stellung durch das abwenden gleich nutzen und zB
4 Tritte Traversale nach links – geradeaus – vier Tritte Traversale nach rechts… abwenden immer in die Richtung in die ihr zuletzt gebogen geritten seid. Also bei einer Traversale links – links abwenden!
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Häufige Fehler bei Travers und Traversale:
·      Keine Stellung
·      Vorhand geht nicht voraus
·      Zu viel Biegung
·      Zu viel Stellung
·      Hinterhand kommt voraus
·      Das Vorwärts, der „Fluss“ fehlt

Renvers:
Ist die Konterlektion zu Travers. Bedeutet (an der Bande geritten) die Vorhand ist INNEN  – die Kruppe Richtung Bande – und das Pferd hat Stellung und Biegung in die gleiche Richtung in die es läuft.
Ebenfalls wieder auf 4 Hufschlaglinien.

Übungsidee:
Zirkel verkleinern zuerst im Schulterherein – dann im Travers –
in der Nähe der Zirkelmitte eine Schrittpirouette (Hinterhandwendung) reiten/entwickeln.

Achtung der innere Schenkel treibt weiterhin vorwärts – ansonsten bleibt das Pferd hinten stehen – es soll aber mit den Hinterbeinen übertreten.

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Also ich hoffe ich habe das jetzt halbwegs verständlich erklärt…und der Salat hat jetzt ein Dressing bekommen 😉
Da kann man aber auch schon Mal durcheinander kommen! Ich habe meine Mama fast zwei Jahre damit genervt dass ich Renvers und Travers während dem Unterricht immer wieder verwechselt habe 🙂 *schulternhochzuck*
Aber wir Reiter haben es ja auch manchmal nicht leicht, wir sollen an unseren Sitz denken, an die ruhige Hand und uns noch auf die Lektionen konzentrieren,…
Also ich verstehe absolut wenn das etwas dauert bis man es kapiert.
In meinem Kopf ist gerade auch ein bisschen „Seitengang-Salat“ 😉
Also falls die Zeichnungen nicht ganz korrekt sind, verzeiht bitte … der Wille war da…

Ich habe auch die Weisheit nicht mit Löffeln „gefressen“ und kann euch nur vermitteln was ich darüber gelernt habe, oder wie ich das verstanden habe weitergeben… Falls also etwas nicht korrekt ist im Blogartikel dann übernehme ich weder Haftung noch Gewähr 😉

(ACHTUNG: Bilder von mir gezeichnet – Ich bin da kein großes Talent – also stimmt natürlich nicht 100 % – aber ich denke zum Verständnis allemal gut erklärt – erarbeiten der Seitengänge nach dem Basiswissen über die Theorie hier, dann NUR mit gutem Reitlehrer)

Text: Daniela Geiger

BUCHTIPP:

WEGE ZUR HARMONIE MIT DEM PFERD
bisher ausschließlich 5 Sterne Bewertungen auf Amazon, Weltbild und meiner HP 🙂

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